Montag, 9. Mai 2016

Fenster #13

Unterführung

Freitag, der 9. Mai 2014


[220 / 104]
Und die Brüder berichteten heute vor 149 Jahren von einem Verhalten, das man wohl als für den gestern in fünfzehn Jahren (dem Gestern Edmonds) verstorbenen Flaubert als typisch bezeichnen kann …
Flaubert erzählte uns, als wir aus dem Magny kamen: »Als ich jung war, war ich so eitel, daß ich, wenn ich mit meinen Freunden ins Bordell ging, die Häßlichste nahm und es darauf anlegte, sie vor aller Augen zu ficken, ohne meine Zigarre aus der Hand zu legen. Das machte mir nicht den geringsten Spaß, sondern war für die Galerie.« Flaubert hat immer noch etwas von dieser Eitelkeit, was bedeutet, daß es ihm trotz seiner Offenheit nie ganz ernst ist mit dem, was er zu fühlen, zu erleiden, zu lieben behauptet.*
Hans Köberlin hatte eine ungenaue Erinnerung an einen Film mit Belmondo, in dem der mit seinen Freunden gewettet, eine häßliche Frau zu vögeln oder gar zu heiraten, und die Rolle dieser Frau hatte Mia Farrow gespielt, was Hans Köberlin damals nicht verstanden, nämlich was an der häßlich sein sollte, egal wie man sich auch in der Maske bemüht hatte; eine Gehbehinderung war kein Makel, wie etwa Bloom es bei Gerty empfunden, siehe Arno Schmidts Umsiedler


* Edmond & Jules de Goncourt, Journal. Erinnerungen aus dem literarischen Leben, Leipzig 2013, Bd. 4, S. 220.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XVII [Phase 7 – darin: Besuch von Freunden], 28. April bis 15. Mai 2014).