Dienstag, 8. März 2016

Samstag, der 8. März 2014


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Am Samstag, dem 8. März 2014, dem Weltfrauentag,* notierte Hans Köberlin, während die Frau neben ihm noch schlief, folgenden Traum in sein Arbeitsjournal: »Die Schauspieler eines Theaterensembles oder die Fernsehschauspieler in einem Theater (ich glaubte, Hannelore Elsner zu erkennen) waren in eine Spionagegeschichte verwickelt. Es ging hin und her mit dem Verrat und man wußte bald nicht mehr, auf welcher Seite einer wirklich stand. Ich brachte die Konstellation im Traum auf eine mathematische Formel und dachte, das wäre eine Idee für ein Drehbuch, die man auf jeden Fall gut verkaufen könnte. Eine der weiblichen Figuren (Hannelore Elsner?) verließ sich auf einen Mann, mit dem sie, glaube ich, etwas hatte oder aber zumindest gerne etwas gehabt hätte, doch der meinte am Ende auf einer hügeligen Wiese über einem Dorf, er müsse sie erschießen. Ich war bei dem ganzen mehr oder weniger bloß Zuschauer. Träumte anschließend etwas von einem Hotel, in das eine frivole Gattin ihre zwei Liebhaber, die nicht comme il faut waren, einschmuggelte: sie ging in die Lobby, drückte den Fahrstuhlknopf und sobald der Aufzug kam, gab sie den beiden ein Zeichen, schnell in die Kabine zu springen. Auf dem Rücken, den ihr Kleid freiließ, sah man rote Striemen von SM-Spielchen. Ich traf ihren Gatten in der Suite der beiden und entlieh oder entwendete Hochglanzmagazine oder -kataloge. Dann war ich auf dem Dach und sah durch die Lücken eines Sonnensegels einen riesigen Zeppelin über der Stadt.** Später stand ich mit der Frau an einem Buffet. Neben mir bestellte sich jemand ein Bier. Mir fiel ein, daß wir ja All-inclusive-Gäste waren und lief zu der Theke, um mir gleichfalls ein Bier und für die Frau ein Bier mit Limonade zu bestellen.«


* Nach der Aktualisierung des Filmkalenders sah Hans Köberlin auf dem aktuellen Filmkalenderblatt (dem einzigen, das an diesem Jahrestag seinen Weg in die Filmkalenderblattsammelkiste gefunden) anläßlich des Geburtstags von Victor de Kowa im Jahre 1904 zwar nicht ihn als SS-Gruppenführer Schmidt-Lausitz, aber Curd Jürgens als des Teufels General in dem gleichnamigen Film (Helmut Kätner, 1955) nach Carl Zuckmayers Theaterstück. Nur nebenbei bemerkt: Zuckmayers Stück Der Hauptmann von Köpenick hatte ja für Hans Köberlin eine signifikante Bedeutung bekommen, die sich nach seiner Rückkehr noch intensivieren sollte … Gestorben war im Jahre 1971 der große Komiker Harold Lloyd.
** Dieses Traumbild würden wir eindeutig auf Thomas Pynchons Against the Day zurückführen, aber deswegen konnte es dennoch in einem phallischen Kontext stehen.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XIII [Zweites Intermezzo – oder: Die Hälfte der Zeit des Exils], 7. bis 12. März 2014).

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